Im Test: Nike Free 3.0 V4

Nike Free 3.0 V4

Als Nike Firmenrepräsentanten 2001 dem von ihnen gesponserten Laufteam der Stanford University einen Besuch abstatteten, stellten sie mit Verwunderung fest, dass die Athleten ihre Runden nicht etwa in den von Nike zur Verfügung gestellten Laufschuhen drehten, sondern barfuß. Auch wenn Stanfords Laufcoach Vin Lananna es damals noch nicht beweisen konnte, er war sich sicher, dass das Barfußtraining seine Athleten schneller und weniger verletzungsanfällig macht (Vgl. McDougall, Christopher: Born to Run, Pos. 3050).

Inspiriert von diesem Erlebnis, setzte Nike seine Entwicklungsabteilung auf das Thema Barfußlaufen an. Nach jahrelanger Forschungsarbeit stand ein völlig neues Schuhkonzept. Der Nike Free war geboren. Seit 2004 sind nun bereits viele verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Bezeichnungen wie Free 5.0 oder Free 3.0 erhältlich. Die Ziffern von 0 (barfuß) bis 10 (klassischer Laufschuh) stehen dabei für einen Wert auf der Nike-internen Barfuß-Skala. Je niedriger der Wert, desto ähnlicher ist das Tragegefühl dem Barfußlaufen.

Soviel zur Theorie. Da ich mich bereits von den Qualitäten des Free Run+ 2 überzeugen konnte, war ich natürlich neugierig, ob der Free 3.0 V4 in Sachen Barfußgefühl die Messlatte noch höher legen kann. Ohne groß drumherum reden zu wollen: Ja er kann! Freilich wirkt auch Nikes ultimativer Barfußschuh wie aus einem Guss hergestellt, doch der Tragekomfort ist hier noch einmal ein ganzes Stück höher. Im Vergleich zum Free Run+ (bzw. Free 5.0+) ist die Sohle des Free 3.0 wesentlich dünner und somit noch flexibler. Auch die Sprengung beträgt mit 4 mm nur die Hälfte.

Nike Free 3.0 V4

Das macht sich natürlich auch beim Gewicht bemerkbar. Mit gut 220 Gramm (Größe: UK 9,5) ist der Free 3.0 ein echtes Leichtgewicht. Dank der dünnen Sohle spürt man recht deutlich, wenn man über Stock und Stein läuft. Das fühlt sich zwar anfangs etwas ungewohnt an, ist aber letztendlich genau das, was man bei einem barfußähnlichen Tragegefühl erwartet. Spitze Steine und Scherben haben aber dennoch keine Chance, die Sohle zu durchdringen.

Damit der Free 3.0 sein ganzes Potential entfalten kann, sollte der Träger unbedingt darauf achten, die natürliche Lauftechnik anzuwenden. Gerade Haltung, Blick geradeaus, kurze, schnelle Schritte, wobei die Füße stets unter der Hüfte, mit dem Fußballen zuerst aufsetzen. Wer das beherzigt, wird hoffentlich sehr bald verstehen, warum Nikes Marketingbteilung diesen Schuh auf den Namen „Free“ getauft hat…

Mich hat der Free 3.0 restlos begeistert. Ja, ich würde gar so weit gehen, zu sagen, dass dies der mit Abstand bequemste Schuh ist, den ich je getragen habe. Da er auch optisch etwas hermacht, kann man ihn nicht nur beim Workout, sondern auch bedenkenlos in der Freizeit tragen. Ich persönlich würde ihn übrigens jedem anderen Schuh aus der Free-Reihe vorziehen. Wenn es ein Minimalschuh aus dem Hause Nike sein soll, dann führt meiner Meinung nach kein Weg am Free 3.0 vorbei.

Nike Free 3.0 V4, Free Run+ 2
Im Vergleich fällt die deutlich dickere Sohle des Free Run+2 gegenüber dem Free 3.0 auf.

Und man sollte den Ratschlägen von Laufschuhverkäufer zum Thema Minimalschuhe wirklich nicht zu viel Bedeutung beimessen. Die haben nämlich eine Neigung, Minimalschuhe exklusiv als Freizeit-, Trainings-, oder Zweitschuh zu verkaufen. Zu Unrecht, wie ich finde. Ein klassischer Freizeitläufer kann seine Läufe bedenkenlos ausschließlich im Free 3.0 absolvieren. Mit der richtigen Technik ist es ohne Probleme möglich, selbst einen Halbmarathon in diesen Schuhen zu laufen. Vermutlich geht da sogar noch viel mehr, 21 km sind jedoch die Distanz, für die ich mich persönlich verbürgen kann.

Allerdings will ich Nikes Empfehlung, sich langsam und behutsam an die Schuhe zu gewöhnen, nicht unerwähnt lassen. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass dieser Hinweis durchaus seine Berechtigung hat. Da man beim Natural Running mit dem Fußballen aufsetzt, wird die Wadenmuskulatur extrem beansprucht. Und das macht sich durch die dünne Sohle des Free 3.0 besonders bemerkbar. Wenn man es anfangs übertreibt, kann ein Muskelkater in der Wadenmuskulatur schnell die Folge sein. Zumindest darf man sich dann jedoch sicher sein, die richtige Technik angewandt zu haben.

Der Nike Free 3.0 ist sicherlich einer der bekanntesten Minimalschuhe auf dem Markt, doch es geht immer noch eine Spur minimalistischer. Zum Beispiel mit den FiveFingers von Vibram oder Laufsandalen, die denen der Rarámuri nachempfunden sind. Während ich euch in Kürze von meinen Erfahrungen mit Laufsandalen berichten werde, hoffe ich, zum Thema FiveFingers einen Gastbeitrag präsentieren zu können.

Ihr dürft also gespannt sein…

 

Typ Lauf-/Freizeitschuh
Sohlenstärke 12-16 mm
Sohlentyp Waffelprofil
Sprengung 4 mm
Fußbett* 8-12 mm
Gewicht 220 g
Preis k. A.

Pros

  • sehr hoher Tragekomfort
  • perfekter Sitz
  • flexible Sohle
  • auch bestens geeignet für andere Sportarten
  • absolut alltagstauglich

Cons

  • Sprengung
  • dicke Sohle im Vergleich zu FiveFingers oder Huaraches

Gesamtnote

1,5

 

*Bei Schuhen ist es relativ schwer, die Stärke der Sohle und des Fußbetts genau zu bestimmen, zumal letztgenanntes nicht herausnehmbar ist. Nike selbst gibt lediglich Auskunft über die Sprengung der Sohlen. Tatsächlich liegt die Ferse aufgrund des Fußbetts letztendlich aber noch einmal ein ganzes Stück höher, als es die reine Sohlenstärke vermuten ließe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert