31. Internationales Airport Race 2014

Airport Race Hamburg 2014.

Zweiter Anlauf, zum zweiten Mal gescheitert. Jetzt wurmt es mich doch etwas, dass ich auch beim zweiten Hamburgrennen meine Vorjahreszeit nicht unterbieten konnte. Erst recht, wenn ich bedenke, unter welchen Bedingungen ich letztes Jahr ins Rennen gegangen war, nämlich völlig übermüdet nach einer durchzechten Nacht.

Da spreche ich nach dem Alsterlauf noch von einer gewissen Routine, die mittlerweile bei mir eingekehrt ist und dann geht beim nächsten Lauf so ziemlich alles schief, was schief gehen kann. Bereits auf dem acht Kilometer langen Weg zur Sportanlage des Lufthansa SV ahnte ich, dass ich mit meiner Regenjacke wohl etwas zu dick eingepackt sein könnte. Und tatsächlich wurde nichts aus dem zuvor angekündigten Regen.

Mobile Klos beim Airport Race Hamburg.
Vor dem Start waren die Häuschen nicht so verlassen.

Auch mit der Gelassenheit sollte es dieses Mal nicht so recht klappen. Für die obligatorische Blasenentleerung vor dem Rennen, musste ich so lange anstehen, dass ich erst unmittelbar vor dem Startschuss im Startbahnbereich eintraf. So hatte ich gleich ein dichtes Pulk langsamerer Läufer vor mir. Doch das Schicksal sollte an diesem Tag noch ein paar weitere unangenehme Überraschungen für mich bereit halten.

Schon nach wenigen Schritten bemerkte ich, wie sich der Chip von meinen Huaraches zu lösen drohte. Toll! Da fahre ich kilometerweit mit dem Rad, laufe permanent mit dem Chip am Fuß herum, ohne dass etwas passiert und ausgerechnet unmittelbar nach der Zeitnahme löst er sich dann? Das darf doch wohl nicht wahr sein! Mir blieb nichts anderes übrig, als mich bei der ersten Gelegenheit an den Streckenrand zu hocken und den Chip wieder zu fixieren. Es mag vielleicht komisch klingen, dass die paar Sekunden bei einem 10 Meilen Rennen etwas ausmachen, aber am Ende sollten mir genau diese Sekunden zur persönlichen Bestzeit fehlen. Schlimmer als der eigentliche Stopp ist jedoch, dass man währenddessen von etlichen gemütlichen Läufer überholt wird. Sich wieder durch dieses Pulk nach vorne zu kämpfen, kostet nicht nur Zeit, sondern auch Kraft.

Die Runtastic App informierte mich übrigens mit der sogenannten Ghost-Run Funktion darüber, wie ich mich gerade im Vergleich zu meiner Vorjahreszeit schlage. Nach dem Stotterstart versuchte ich nun, die Lücke zuzulaufen. Ich war so fixiert auf dieses Ziel, dass ich von der Umgebung und den übrigen Läufern eigentlich kaum etwas mitbekam. „Du fällst zurück. Schneller, schneller, schneller“, peitschte mich die Stimme im Ohr an. Nach etwa vier Kilometern, kurz bevor der Kurs durch ein Parkhaus an der Flughafenstraße führte, hatte ich den Anschluss an mein imaginäres Vorjahres-Ich wiederhergestellt. Bald darauf zog ich sogar vorbei.

Streckenkarte Airport Race Hamburg.
Auf Kilometer 5 geht es durch ein Parkhaus, auf Kilometer 9 durch den Krohnstiegtunnel unter der Startbahn hindurch und bei Kilometer 14 hat man einen tollen Blick auf die andere Start-/Landebahn.

Besonders gefreut hatte ich mich im Vorfeld auf den Krohnstiegtunnel, der unter der Landebahn 15/33 verläuft und in etwa den Scheitelpunkt des Laufs markiert. Aber entweder hat mich meine Erinnerung getäuscht oder es war dieses Jahr einfach nicht so cool wie beim letzten Mal, als fette Bässe richtig schön durch den langen Tunnel wummerten. Zwar sorgte auch heuer wieder ein DJ für Atmosphäre im Tunnel, aber weit weniger intensiv und auch das Transparent am Tunneleingang mit der Aufschrift „Run to the Beat“ suchte man vergebens.

Es ist übrigens interessant zu beobachten, wie sich das Rennen mit zunehmender Dauer verändert. Kassierte man zu Beginn noch mehrere Läufer auf wenigen Metern, gleichen die „Ãœberholvorgänge“ nach zehn Kilometern eher einem Elefantenrennen auf der Autobahn. Manchmal ist man erst nach mehreren hundert Metern richtig vorbeigezogen. Manch einer nimmt es gar persönlich und wirft alles in die Waagschale, um ja nicht überholt zu werden. Doch nachdem das Unvermeidbare dann passiert ist, fallen die Ãœberholten rasch zurück.

Erfahrenen Läufern passiert so etwas nicht. Und allen anderen kann ich nur davon abraten, das Tempo eines deutlich schnelleren Läufers mitgehen zu wollen. Es ist zwar keine schlechte Strategie, sich an die Fersen eines etwas schnelleren Läufers zu hängen, jedoch sollte man dabei stets die noch zu bewältigende Strecke im Hinterkopf haben. Es wäre unklug, sein ganzes Pulver schon zur Hälfte des Rennens verschossen zu haben. Cleverer ist es, entweder ein kontinuierliches Tempo zu laufen oder langsam zu beginnen und sich nach hinten raus zu steigern.

Apropos Erfahrung, nach etwa elf Kilometern ließ meine rechte Wade plötzlich jegliche Erfahrung vermissen. Ich stand kurz vor einem Krampf. „Echt jetzt, liebe Wade? Da machen wir wochenlang Intervalltraining, laufen am Mittwoch und Freitag noch insgesamt drei schnelle Runden um die Alster und jetzt zickst du nach lächerlichen elf Kilometern plötzlich rum? Das kann doch wohl unmöglich dein Ernst sein!“

Aber irgendwie passte es auch ins Bild dieses völlig verkorksten Rennens. Falsche Bekleidung, schlechter Startplatz, der Beinaheverlust des Chips und jetzt also die Wade. Ich muss gestehen, dass ich wirklich befürchtete, mit einem Krampf ausscheiden zu müssen. Instinktiv muss ich wohl langsamer geworden sein, jedenfalls konnte mein imaginäres Vorjahres-Ich den Abstand verringern. „Dein Gegner holt auf“, sagte mir die Frauenstimme ins Ohr. OK, alles oder nichts. Wie war das noch Herr Achilles? Keine Gnade für die Wade? Gehen wir’s an!

Airport Race Hamburg 2014.

Zugegeben, ganz so gnadenlos hab ich’s dann doch nicht durchgezogen. Ich habe sehr wohl noch darauf geachtet, die Belastung in der rechten Wade bei jedem Schritt so gering wie möglich zu halten. Aber nicht auf Kosten des Tempos. Die Audio-Cheers, die ihr mir wieder so zahlreich über Runtastic LIVE Tracking gesendet habt, spornten mich zusätzlich an. Fast 500 Meter vor dem Ziel wollte mich die Stimme im Ohr schon zum Sieger erklären. „Der Sieg ist dir praktisch nicht mehr zu nehmen.“ Hey, man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben. Auf der Zielgeraden schob ich mich noch einen Platz nach vorne und passierte die Linie schließlich nach 1:09:32 Stunden (Nettozeit: 1:08:53 Stunden).

Doch die Zeit machte mich stutzig. Sofort recherchierte ich meine Vorjahreszeit. 1:09:04 Stunden. Verdammt! Beim Nettozeitvergleich waren es letztendlich 15 Sekunden. Ich könnte mir noch immer in den Arsch beißen, wenn ich daran denke! Und dieser dämlichen Runtastic-Stimme gleich mit. Offenbar hatte die App die Zeit während meines kurzen Stopps nämlich auch angehalten. Hinzu kam eine Messungenauigkeit von ca. 200 Metern und so wurde mir statt der tatsächlichen Durchschnittspace von 4:17 min/km eine Pace von 4:14 min/km und statt eines Rückstands eine Führung vorgegaukelt.

Da hat Murphys Gesetz mal wieder mit voller Wucht zugeschlagen. Erst hatte ich kein Glück und dann kam mit der inakkuraten Messung der App auch noch Pech dazu. Na ja, was soll’s? Spaß hat es trotzdem gemacht. Und eine letzte Chance habe ich ja noch, eine neue persönliche Bestzeit zu setzen. Beim finalen Lauf des hella Laufcups am 28. September werde ich noch einmal alles in die Waagschale werfen. Ich hoffe, ihr feuert mich auch dann wieder fleißig an!

Airport Race Hamburg 2014.

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